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Der Mindener Domschatz

Einmalige Darstellung in der Kunstgeschichte

Propst am Dom i. R. Paul Jakobi.Propst am Dom i. R. Paul Jakobi (Jahrgang 1928) stellt die Schätze der Mindener Domschatzkammer vor.



Mit Fotos von Arnold Weigelt, Domgemeinde Minden.

Der Petrischrein

Mit der Errichtung des Domes wurde Minden zum Bischofsitz und über viele Jahrhunderte konnte die Kirche in Minden ihre Macht kontinuierlich ausbauen. Der Bischof war nicht nur geistiger Würdenträger, sondern auch Grundherr. Zentrum seiner Herrschaft war der Dom selbst und das ihn umgebende Areal mit Bischofshof, Domkloster sowie Wohn- und Wirtschaftsgebäuden.

Von der Macht dDer Petrischrein.es Bistums zeugt noch heute der Domschatz, der in der Schatzkammer im Haus am Dom am Kleinen Domhof zu besichtigen ist. Voraussichtlich Ende 2014 wird sich die Domschatzkammer in einem völlig neuen Licht präsentieren. Entsprechende Pläne werden zurzeit mit Unterstützung von namhaften deutschen Museumsexperten entworfen.

Im Jahre 1683 ließ der Brandenburgische Kurfürst Friedrich-Wilhelm ein Inventarverzeichnis der Besitzgüter des Bischofes erstellen. Vergleicht man dieses Verzeichnis mit den heute noch vorhandenen Kunstschätzen, wird deutlich, dass einiges davon im Laufe der letzten drei Jahrhunderte abhanden gekommen ist. Dennoch ist der Domschatz ein "Schatz" im besten Sinne des Wortes für die Stadt Minden.

Die Vorstellung der Exponate übernommen hat Propst am Dom i. R. Paul Jakobi, der 16 Jahre lang auch Hüter dieses Schatzes war. Den Auftakt macht Jakobi mit dem Petrischrein:

Der erste Patron des Mindener Domes war der Apostel Petrus, dessen Fest die Katholische Kirche am 29. Juni feiert.

Wegen des Wortes Jesu an ihn "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" (Mt 16,18), kam ihm bei einer mittelalterlichen Bistumsgründung hohe Bedeutung zu. Es kann sein, dass Papst Leo III. bei seiner Begegnung mit Kaiser Karl dem Großen 799 in Paderborn eine Petrusreliquie aus Rom mitgebracht hat, die bei der Bekehrung der Sachsen helfen sollte. Im Mittelalter hatte die Verehrung der Gebeine von Heiligen einen ganz anderen Stellenwert als heute.

Die Christen waren davon überzeugt, dass die Heiligen, auf deren Gräbern schon in den ersten Jahrhunderten die heilige Eucharistie gefeiert wurde, auch nach ihrem Tode als Fürsprecher bei Gott tätig sein würden. Sonst hätten nicht so kostbare Reliquienschränke wie der Petrischrein entstehen können.

Neben dem Mindener Kreuz gilt dieses Kunstwerk als das wertvollste Exponat der zwar kleinen, aber in der Kunstgeschichte äußerst angesehenen Mindener Domschatzkammer. Der Tradition nach soll Bischof Rudolf von Schleswig das Reliquiar anlässlich der Domweihe im Jahre 1071 dem Bischof Eilbert von Minden geschenkt haben.

Über einen Eichenholzkern, der in den Jahren 1994-96 erneuert wurde, sind gepunzte Goldbleche geschlagen, die mit wertvollen Steinen, Emailmotiven und Abbildungen versehen sind. Auf der Rückseite des Schreins befindet sich eine kreisförmige Scheibe aus Gold mit Senkschmelzeinlage, die in Byzanz entwickelt wurde. Vier sich gegenüberstehende weibliche Halbfiguren werden von Vogelpaaren abgelöst. Sie alle gruppieren sich um einen rechteckigen, großen Smaragd. Rechts und links daneben sind Saphire eingelassen, um die sich Blattranken und Fabelwesen legen, die sich mit ihrem Schlangenkopf in den Schwanz beißen. Auf dieser Seite des Walmdaches befinden sich vier Steine: Sternsaphir, Bergkristall, Saphir und Amethyst. Auf den beiden Stirnseiten des Schreins sind stark eingedrückte Reliefs aus Goldblech erkennbar, die frontal dargestellte Heilige abbilden.

Von besonderer künstlerischer Klarheit und theologischer Aussagekraft ist die Vorderseite des Petrischreins. Im Dach wird die Ausgießung des Heiligen Geistes dargestellt. Rechts und links befinden sich in Doppelreihen die zwölf Apostel, in ihrer Mitte der heilige Petrus. Es gehört zu den Besonderheiten dieses außer-gewöhnlichen Kunstwerkes, dass die Taube als Symbol des Heiligen Geistes nicht über den Aposteln schwebt, sondern zwischen ihnen; sie ist auf die Kreuzigung des Petrus ausgerichtet. Diese Darstellung ist einmalig in der Kunstgeschichte. Sie beschreibt den Anfang und das Ende seiner missionarischen Tätigkeit. Die untere Vorderseite des Schreins beschreibt die Kreuzigung des hl Petrus: mit dem Kopf nach unten. Er hielt sich nicht für würdig, wie sein Herr zu sterben. Rechts und links stehen vier Soldaten mit Schild und Schwert, mit Hammer und Nägeln. Zwei Soldaten haben ihren Fuß auf den Kreuzbalken gesetzt. Auf der aus Silber geschmiedeten Bodenplatte stehen die Namen der Heiligen, deren Reliquien im Schrein aufbewahrt wurden, unter ihnen auch der des heiligen Petrus. Bis zur Überführung der Gebeine des heiligen Gorgonius im Jahre 952 war der Apostel Petrus der erste, danach der zweite Patron des Mindener Domes.

Nächstes Objekt des Domschatzes: Das Mindener Kreuz


Öffnungszeiten der Mindener Domschatzkammer im Haus am Dom
Kleiner Domhof 30, 32423 Minden:

Montag: 10:00-17:00 Uhr
Dienstag: 10:00-17:00 Uhr
Mittwoch: 10:00-17:00 Uhr
Donnerstag:  10:00-17:00 Uhr
Freitag: 10:00-12:00 Uhr
  15:00-17:00 Uhr
Samstag: 10:00-12:00 Uhr
Sonntag: 10:00-12:00 Uhr

 

Die Exponate des Domschatzes 

Domschatz Das Mindener Kreuz
Domschatz Reliquienschrein Heilige Valeria
Domschatz Reliquienschrein aus Schidesche
Domschatz Hedwigsglas
Domschatz Armreliquiar der Heiligen Margarethe
Domschatz Thronende Madonna mit Kind
Domschatz Reliquienbüste der Maria Magdalena
Domschatz Reliquienbüste des Petrus
Domschatz Figur Petrus im Papstgewand
Domschatz Statuette des Gorgonius
Domschatz Figur Laurentius - der Nebenpatron
Domschatz Löwenkopf als Türzieher
Domschatz Aquamanile - Gießlöwe
Domschatz Der Mindener Leuchter
Domschatz 600 Jahre alter Typar
Domschatz Evangelistar - Kostbarer Buchdeckel
Domschatz Juramenten-Buch
Domschatz Buchdeckel der Benediktinerin Munz/1994
Domschatz Kelch und Patene für die Reise
Domschatz Prozessionskreuz mit alten Münzen
Domschatz Funkelnde Elfenbeinpyxis
Domschatz Bischofsstab - Tobias mit dem Fisch
Domschatz Weihwassergefäß mit Aspergill
Domschatz Vortragekreuz
Domschatz Speisekelch aus vergoldetem Silberblech
Domschatz Sonnenmonstranz aus der Barockzeit
Domschatz MIttelalterliche Ziborien
Domschatz Andreaskreuz
Domschatz Reliquienmonstranz
Domschatz Versehkreuz mit Dom und Petrus
Domschatz Pieta aus dem 15. Jahrhundert
Domschatz Osterrolle - Vier Meter lang
Domschatz Kelch - von Propst i.R. Jakobi gestiftet
Domschatz Messgewand Himmlisches Jerusalem
Domschatz Kelche aus gotischer und barocker Zeit
Domschatz Bischofsinsignien
Domschatz Plastik Anna - zu dritt
Domschatz Steinerne Madonna
Domschatz Mindener Sakramentar
Domschatz Mitra der Mindener Bischöfe
Domschatz Liturgiebuch - Mindener Missale
Domschatz Chormantel-Schließe
Domschatz Heilige Agnes - aus hartem Stein
Domschatz Altarkreuz aus 17. Jahrhundert
Domschatz Mindener Kaselkreuz
Domschatz Bischof Sigebert in Elfenbein
Domschatz Triumphkreuz aus 14. Jahrhundert

Die Texte hat Propst am Dom i. R. Paul Jakobi für sein Buch "Der Mindener Domschatz - Zeugnisse christlicher Kunst" verfasst und wurden von Hans-Jürgen Amtage bearbeitet.

Weiterführende Links zum Thema Domschatzkammer Minden: 

Neuer Vorstand des Dombau-Vereins stellt sich Herausforderungen (MT vom 07. Oktober 2013)
Webseite des Dombau-Vereins Minden
Domgemeinde plant Neuausrichtung der Domschatzkammer (MT vom 25. Mai 2012)
 

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