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Geweihtes Wasser für die Gemeinde

Wertvolles Gefäß mit Aspergill  / Künstler aus Paderborn

Das grundlegende Sakrament der Kirche ist die Taufe. Mit der Taufe wird der Mensch ein Christ und Glied des Volkes Gottes. Sie ist das verbindende Sakrament zwischen der katholischen und evangelischen Kirche und begründet das gemeinsame Priestertum aller Christen.

Die Taufe ist die Grundlage der ökumenischen Gemeinschaft. Wenn ein Christ zu einer anderen Kirche übertritt, wird die Taufe nicht wiederholt, da keinerlei Unterschiede bestehen und sie von allen Seiten – mit Ausnahme der Baptisten, die die Erwachsenentaufe fordern – als gültig anerkannt wird.

Das kostbare Weihwassergefäß mit Aspergill des Künstlers Henrich Niederstädt II. ist vermutlich um 1740 entstanden.In den meisten Kirchen steht der Taufbrunnen am Eingang, um deutlich zu machen, dass mit der Taufe die Aufnahme in die Gemeinde erfolgt. In katholischen Kirchen sind zudem an allen Eingängen Weihwasserbecken angebracht, die die Christen an ihre eigene Taufe erinnern sollen. Wie sie nach dem Taufbefehl Jesu (Mt 28,18-20) auf den Namen des dreifaltigen Gottes getauft worden sind, so tauchen sie ihre Finger in das geweihte Wasser und machen über sich im Namen des dreifaltigen Gottes das Zeichen des Kreuzes; es ist eine Erneuerung der Lebenswende zu Jesus Christus, die sie in der Taufe vollzogen haben.

Das Wasser, das in den Dienst Gottes genommen wird, ist sowohl ein Symbol der Reinigung als auch ein Symbol des Lebens. "So spricht Gott, der Herr: Ich gieße reines Wasser über euch aus; dann werdet ihr rein" (Ez 36,25), und in der Geheimen Offenbarung heißt es: "Der Engel zeigte mir einen Strom, das Wasser des Lebens" (Offbg 22,1). Bevor den Gläubigen das Wasser zum Segnen angeboten wird, hat der Priester es mit den Worten geweiht: "Segne, Herr, dieses Wasser, damit es uns ein Zeichen sei für die Taufe, die wir empfangen haben." Um das Wasser vor dem Schalwerden zu schützen, fügt er etwas gesegnetes Salz hinzu.

Auch bei ihren Segnungen über Gläubige, Glocken, Fahrzeuge, Brücken, Gräber und andere Gegenständen verwendet die Kirche geweihtes Wasser. Für diesen Zweck sind kunstvolle Gefäße erstellt worden, von denen eines sich in der Mindener Domschatzkammer befindet. Da der Künstler Henrich Niederstädt II. 1745 in Paderborn gestorben ist, muss dieses Kunstwerk etwa im Jahre 1740 entstanden sein. Entlang der oberen Kante des Gefäßes hat er links das Beschauzeichen von Paderborn und rechts seine Meistermarke "HN" angebracht. Das Gefäß ist Silber getrieben und mit einem Tragegriff versehen, der in der Mitte schmale Blattkelche und an den Enden Akanthusblätter aufweist und an zwei Ösen eingehängt ist.

Der Aspergill weist kunstvoll gearbeitete Blattkelche auf.Der Weihwasserkessel hat eine ovale Form mit aufgewölbtem Fuß, der mit Blumenmotiven verziert ist. Darüber befindet sich das bauchige Gefäß für das Wasser. Putten mit fast vollplastischen Köpfen und mit ausgebreiteten Flügeln in Relief schmücken das ausladende Oberteil. Sie halten im Wechsel eine Muschel oder ein Medaillon mit der Darstellung der vier Kirchenväter Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor der Große, die an ihren Attributen erkennbar sind. Ein glatter Rand mit einer umlaufenden Mulde bildet den oberen Abschluss.  Zu diesem Weihwasserkessel gehört ein Weihwasserwedel – Aspergill genannt –, der von demselben Künstler stammt, wie aus den beiden Goldschmiedestempeln zu ersehen ist. Über einer am Ansatz des Griffes verzierten Kugel baut sich der Schaft auf, der in der Mitte und am oberen Teil kunstvoll gearbeitete Blattkelche zeigt, die zum kugelförmigen Weihwasserwedel hinführen. Durch die Löcher dringt das Wasser ein, durch sie wird es auch beim Besprengen der Gegenstände freigegeben. Früher wurde an jedem Sonntag vor dem Hochamt das Wasser in diesem wertvollen Gefäß geweiht und anschließend die Gottesdienstgemeinde damit gesegnet.

Erst wenn der Glaube der Anwesenden vorausgesetzt werden kann, macht ein solcher Segen Sinn. Rainer Maria Rilke umschreibt die notwendige innere Disposition der Gläubigen mit den Worten: "Er ist das Wasser: bilde du nur rein die Schale aus zwei hingewillten Händen, und kniest du über dies-: ER wird verschwenden und deiner größten Fassung über sein."

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