Amtage.de - das Minden-Magazin

Kaiser Karl IV. in Minden (1377)

Kaiser Karl IV. zu Besuch in Minden.

Mit dem Besuch Kaiser Karls IV. setzt Grotemeyer den Kampf zwischen der aufstrebenden Stadt und dem Mindener Bischof ins Bild. Minden hatte sich inzwischen Freiheiten erobert, die die bischöflichen Rechte empfindlich beschnitten.

Bischof Wedekind nutzte den Herrscherbesuch, um die Ordnung der Dinge aus seiner Sicht klarzustellen und zu festigen. Bei einem Kaiserbesuch war es üblich, dem Herrscher bis zum Stadttor entgegenzugehen und ihm als Zeichen der Unterwerfung die Schlüssel der Stadt zu überreichen. Wedekind inszenierte diese Schlüsselübergabe wohlüberlegt: Er ließ sich vom Bürgermeister die Schlüssel reichen und legte sie in die Hand des Kaisers. Karl, der um die symbolische Bedeutung der Geste wohl wusste, gab die Schlüssel dem Bischof zurück. Er bestätigte damit dessen Herrschaft über Minden.

Grotemeyer bezieht in seinem Bild deutlich Position für die Vertreter der Mindener Bürgerschaft: Der Bischof - wohlbeleibt und in devoter Haltung gegenüber dem Kaiser - wird kontrastiert durch die bilddominanten Figuren im Vordergrund. Bürgermeister und Ratsherr verkörpern trotz erlittener Demütigung durch ihre Gestik und Kleidung Bürgerstolz. Sie werden damit für den Betrachter zu Identifikationsfiguren. Dadurch, dass die Rückenfigur des Ratsherren selbst einen  Betrachterstandpunkt einnimmt, wird diese Bildaussage noch verstärkt.

Top